Was willst du im Urlaub: Dich erholen oder einfach nur überleben? Um als Alpinist die Chancen für letzteres zu erhöhen, ist Wissen, Erfahrung und Besonnenheit ratsam. Aus diesem Grund habe ich vier Ausbildungstage am Taschachgletscher verbracht, um wichtige Knoten, Spaltenbergung, Gletscherklettern zu üben sowie diverse Tools und Techniken auszuprobieren. Ich dachte, mein Highlight wäre das ständige in-die-Spalten-Hüpfen, doch … das wurde getoppt.
Ausbildungsquartier war das Taschachhaus auf 2434m Höhe. Es ist mautfrei über das Pitztal zu erreichen, Parkplätze sind ausreichend an der Talstation vorhanden. Von den Parkplätzen läuft man ungefähr 2.5h bis zur Hütte. Die Hütte ähnelt einem Gourmet-Restaurant, es mangelt an nichts! Sogar vegetarisch, vegan, glutenfrei uvm. ist möglich. Unglaublich… Wer anfällig auf Höhenkrankheit ist, kommt hier schon auf seine Kosten, leider 🙁
Von der Hütte bis zum Taschachgletscher braucht man ca. 1h. Dabei geht man keinen schnöden Wanderweg, sondern am Hang entlang Richtung Gletscher. Teilweise sind kleine Stücken mit Eisenketten und Tritten versehen. Wer einen längeren Spaziergang mag, kann über den Gletscher zur Wildspitze schlappen. Das ist ein wunderschöner Weg, der unbedingt in Seilschaft gegangen werden sollte, da es unglaublich viele Gletscherspalten mit mehr oder weniger belastbaren Eisbrücken gibt. Auch empfehlenswert ist ein Eispickel oder mindestens ein Wanderstock. Beim Aufstieg zur Wildspitze versinkt man immer wieder im knietiefen Schnee, bricht ein oder rutscht weg. Ein Pickel oder ein Stock erleichtert das Balancieren. Gipfelstürmer berichteten von einer Gehzeit zwischen 8 und 11 Stunden.
Am letzten Tag durften wir „spielen“. Also nahm ich mir die Eispickel und probierte das Gletscherklettern aus.
Besonders beeindruckt hat mich die Tragkraft einer einzigen winzigen Eisschraube. Diese Dinger halten bis zu 2 Tonnen. Trotzdem ein mulmiges Gefühl, sein Leben an solch eine Eisschraube zu hängen. Egal, ausprobieren, dacht ich mir und melde mich als 1. zum Megaabseilen ins Gletschermaul. Seht ihr mich hängen?
Leider klappte die Technik fürs selbstständige Hochklettern bei mir nicht, und ich musste geborgen werden – hahahhaahaaa, was für eine Aktion! Kennt ihr den Film ‚Nordwand‘? So war es, nur ohne Lebensgefahr! Das „rettende Seil“ kam mehr als 1m neben mir herunter. Zu weit, um es mit Arm oder Bein zu angeln. So fern und doch so nah. Ich musste schnell sein, denn meine Kollegen oben sahen mich nicht und agierten nach Gefühl. Dann fiel mir mein Restseil ein, das ich als Lasso einsetzte, um an den rettenden Karabiner zu gelangen. Funktionierte! Die da oben spürten eine Bewegung im Seil und mein Gewicht – volle Kraft nach oben. Ich dachte, das Schlimmste ist vorbei………doch das stand mir noch bevor. Ich hing frei, noch, doch mit jedem Zug von oben kam ich der Gletscherwand immer näher. Bei jedem Zug von oben wurde mein Körper unkontrollierbar verdreht. Was ist, wenn ich mit dem Kopf an der Höhlenöffnung hängen bleibe und die da oben ziehen? Also, Kopf raus, Arme über den Kopf und mitmachen! Ich traf die Höhlenöffnung mit meiner Schulter, wurde dann auf den Bauch gezogen und rutschte ein paar Meter auf meinen Beinen aufwärts. Geht das nicht sanfter?!?! Bald darauf kam ich auf die Beine und konnte mitlaufen, nach oben, in die Arme der mit Bergenden 🙂 Ich danke euch für eure Muskelkraft!!!