Island im Sommer: On-/Offroad Trip

Das Jahr 2020 ist für viele Menschen aufgrund der weltweiten Pandemie kein Reisejahr. Stattdessen stehen #stayhome und #Balkonien auf der Tagesordnung. So auch bei uns, bis zu jenem Tag, an dem meine isländische Winterbekanntschaft Amie einen Beitrag teilte: „Island ist 1. coronafreies Land der Welt“. Ihr Kommentar: „Might be a good time to go back?“ 

Gesagt. Geprüft. Gebucht.

Leider durfte Amie aus Colorado nicht ausreisen. Und so ging es Ende Juli 2021 zu zweit auf die Insel aus Feuer & Eis. Diesmal mit „Sommergepäck“, Packliste ganz unten.

Der Mietwagen

Erstmals über Check24 buchte ich einen Mietwagen ab Kefliavik Airport. Da unsere Reiseroute mehr als nur die Ring Road vorsah, waren die Kriterien: 4×4 Geländewagen, Vollversicherung. Beim Verleiher Budget bekamen wir einen äußerlich etwas ramponierten Hyundai Santa Fe, doch viel wichtiger: innen und technisch war das Fahrzeug tiptop. 

Vor dem Schalter am Airport mussten wir ca. 15 Minuten warten, bevor uns ein freundlicher Mitarbeiter durch den Papierkram lotste. Abschließend erhielten wir den Fahrzeugschlüssel und eine ungefähre Angabe über den Standort des Mietwagens. So liefen wir auf den großen Mietwagenparkplatz und suchten kurz unseren Santa Fe. Ein paar Parklücken weiter versuchte ein betagtes, holländisches Pärchen sein Mietfahrzeug zu starten und bat uns um Hilfe. Sie hätten eine alte Karre daheim und hätten Startschwierigkeiten mit dem modernen Mietwagen. Was ich damit sagen möchte: eine Einweisung oder sonstige Schnellanleitung sucht man vergeblich. Wie man den Tankdeckel öffnet, die Parkbremse löst und die Sitze/Spiegel einstellt, darf man selbst erkunden.

Die Unterkünfte

Unsere gewöhnlichen Suchkriterien waren: eigene Unterkunft, Selbstversorger, Hot Pot oder DZ en suite mit HP.

Genutzte Buchungsplattformen und deren Vorteile: 

  • booking.com => + kostenfreie Stornierung bis 24h vor Anreise; + alle Buchungen in einer App im Blick
  • airbnb => + teilweise exotische Unterkunftsarten; – schlechte mobile Bedienung (Stand: August 2020)
  • bungalo.com/is => + tolle Hütten; + lokal, lokale AGB’s; – schlechte mobile Bedienung (Stand: August 2020)
  • NAT: Mountain Huts => sehr einfache (Selbstversorger-)Hütten, teilweise im abgelegenen Hochland

Sowohl bei booking als auch bei airbnb kann man per App seine Buchungen verwalten und bearbeiten. Letztere URL ist eine lokale Plattform, die in der Usage sperriger ist. So kann man z.B. Buchungen nur verändern, indem man den Vermieter anschreibt oder alles storniert und neu bucht.

Wer zu mehrtägigen Trekkingtouren aufbrechen möchte, kann hier mal schauen:  https://www.fi.is/en/mountain-huts/hut-rules .

Großraum Reykjavik

Am ersten Tag wollten wir keine großen Sprünge mehr machen. Bewusst fiel die Wahl auf einen Privatbungalow im Garten eines Einfamilienhauses (Foto rechts unten) in einem Wohngebiet. Die Parklücken sind großzügig, Einkaufsmöglichkeiten vorhanden und die Anreise kurz und unkompliziert.

Auch am letzten Tag haben wir eine Unterkunft nahe Flughafen und mit Self-Checkin/-Checkout gewählt, da wir bereits um 4:00 Uhr los mussten.

Landmannalauguar Archipel

Auf der Halbinsel ist die Dichte an Unterkunftsmöglichkeiten geringer als anderswo. Früh buchen lohnt sich, ggf. mit dem Zusatz „kostenfrei stornierbar“. Es gibt Reisende, die diesen Archipel an einem Tag durchrocken. Kann man machen, wenn man Sehenswürdigkeiten „abhaken“ will. Wir wollten uns treiben lassen, genießen und offen sein für spontane Entdeckungen. So kam es, dass wir 3 Nächte blieben und es noch länger hätte sein können.

Unterkünfte in Nordisland

Hier gibt es eine ausreichend bunte Mischung an Anbietern, von Bungalows bis Hotel.

Unterkünfte in Ostisland

Auch im Osten gibt es fast durchgängig diverse Unterkunftsmöglichkeiten. Allein an der Küste wird das Angebot knapp und ist schnell ausgebucht, nicht zuletzt durch die Puffin-Fans.

Unterkünfte in Südisland

Im Süden laden die Gletscher und die Westmännerinsel zum Verweilen ein. Manche Mietwägen darf man nicht auf Fähren fahren. Daher entschlossen wir uns die Westännerinseln im Rahmen eines Tagesausflugs zu besuchen. An den Gletschern fanden wir eine super schöne, preisgünstige und absolut empfehlenswerte Mountain Hat (Link).

Schnuckelige, geräumige Lambhus cabin östlicher der Jökulsarlón Gletscherlagune.

Im Süden waren unsere Etappen sehr lang und zäh. Mangels „Attraktionen“ wollten wir Strecke machen, um an Sehenswürdigkeiten Zeit zu haben. Da bieten sich 2 Fahrer an oder doch noch der ein oder andere Zwischenstopp.

Die Westmännerinseln – einen Besuch Wert?

Naja… Laut Vertrag war uns die „Fahrt“ auf einer Fähre mit dem Mietwagen untersagt. Also machten wir einen Tagesausflug – und das war auch gut so! – ab Hvolsvöllur, wo wir für ein paar Tage ein Quartier hatten. Das Inselchen ist zu groß, um sie zu Fuß zu umrunden und zu klein, um mehrere Tage auf Sighseeing-Tour gehen zu wollen. Es gibt ein paar schöne Spaziergänge, so z.B. zur schwarzen Kirche am Uferbereich, das Erdbebenfeld oder am Golfplatz entlang. Zu den Puffins kommt man nur per Radl, Mitfahrer oder Selbstfahrer. Also wollten wir schlau sein und uns Bikes leihen. Dank sehr guter Bikeerfahrung sind wir nur im übertragenen Sinne auf die Nase gefallen. Die Bikes waren Schrott! Das Geld bekam ich nach langer Diskussion zum Glück zurück.

Fazit: Wer unbedingt Puffins sehen will und sie noch nicht anderswo gesehen hat, kann dies hier tun. Wobei man nicht besonders nah ran kommt, es sei denn, man verlässt die offiziellen Pfade, was die Tiere allerdings verschreckt. Ansonsten kann es hier ordentlich windig sein. Für einen Tagesausflug OK.

Puffins

Ich stehe auf die Papageientaucher, die ich bis dato nur aus dem Fernsehen kannte. Die meiste Zeit leben sie auf dem offenen Meer. Nur zur Balz und Brutzeit – ca. ab Mitte/Ende April – kommen sie an Land und ziehen ihr Küken in einer Höhle mit Meerblick groß. Bis ca. Mitte August kann man sie hier beobachten:

  • Black Beach
  • Westmännerinsel
  • Ostisland

Hot Pots

Für manche sind die natürlichen heißen Quellen der Hauptgrund, nach Island zu reisen. Für uns war es, neben den Puffins, der zweite Must-See-Punkt auf der Urlaubsagenda. Die hot pots sind üblicherweise auch hot spots, d.h. zur Hauptreisezeit überlaufen und überfüllt. Dazu braucht man nur die Google Fotos anschauen. Wir fanden alle Pots menschenleer vor. Obere Reihe: Zufahr bzw. Parkplatz, untere Reihe: der Pot (unten rechts ist nicht mehr hot).

Wichtig für die Planung Deines Islandurlaubs

Steht nirgends, ist aber wichtig für das erlebbare Vergnügen, die Realisierbarkeit von Aktivitäten und zur Vermeidung von Schäden an Mensch & Maschinen: das Wetter. Das Wetter kann man nicht planen, aber es kann einem den Plan zerhauen. Bei Sturm, Regen, Nebel… sind gewisse Aktivitäten schlicht und ergreifend nicht durchführbar. Dann ist man gut beraten, einen Puffertag (pro Region) einzuplanen.

Das Wetter kann man nicht planen,
aber es kann einem den Plan zerhauen.

Lessons learnt by sportsbirne

Im Winter hatte ich gelernt, dass sich Isländer über die Plattform VEDUR über Straßensperrungen, Wind- und Wetterlage und sogar auch über die Polarlichter-Wahrscheinlichkeit informieren. Ein absolutes Muss für jeden Selbstfahrer!

Aktivitäten

Island ist ein Revier für Outdoor-Fans. Dank komoot und anderen GPS-Portalen kann man – mit Grips & Gehirn und passender Ausrüstung – viel selbst machen. Wanderungen, Kratertouren, Höhlenbesichtigungen, Spaziergänge, Wasserfalltouren, Gletscherexkursionen, Kajaktouren uvm.

Kajaktour

Mit einem Stopp-over in Solheimahjaleiga war ich nah dran am Gletscher und weg von den Mainstream-Touren. Es regnete und war stark bewölkt, aber mei, egal, Kajak ist Wassersport 😉

(Krater-)Wanderungen

Auf meinem komoot-Profil habe ich alle Touren getrackt und geteilt. Besonders hervorheben möchte ich nachstehende und vorab noch einen eindringlichen Hinweis zur Ausrüstung mitgeben: Island ist kein Spaziergang! Kraterbesteigungen, Höhlenexkursionen etc. erfordern ein gewisses Fitnesslevel, Ausrüstung wie z.B. Trinkwasser, Essen, Stirnlampe, regenfeste Bekleidungsschicht von Kopf bis Fuß uvw. und nicht zuletzt Erfahrung – je nachdem, wo Du hingehst. Gehe mit Köpfchen 😉

Wasserfälle

Über die Wasserfälle möchte ich gar nicht so viel schreiben. Die Informationen sind bereits zu genüge vorfürbar. Daher: Film ab!

Lingsrum vs. rechtsrum vs. mittendurch

Wie rum jetzt?

Im Uhrzeigersinn

Von Westen nach Norden in den Osten und über den Süden zurück. Das war unsere Richtung und so würde ich es wieder tun. Diese Reiserichtung bietet gleich zu Beginn kurze Etappen und viele Attraktionen. Kommt etwas dazwischen, hat man evtl. eine Chance auf Wiederholung aufgrund der kurzen Etappen (geringe Entfernung). Durch die kurzen Etappen kann man sich an Land und Wetter gewöhnen und man hat die Chance, der Haupttouristenroute Golden Circle erst einmal zu umgehen.

Gegen den Uhrzeigersinn

Aus heutiger Sicht gesprochen hätte diese Richtung bedeutet: lange Fahrtzeiten zu Beginn. Einerseits schön und nett, andererseits hat man sich noch nicht an das Fahren in Island gewöhnt und ist gleich gefordert. Da für uns der Süden weniger Ziele bot, wollten wir den zum Schluss haben. Damit wir im Falle von Zeitnot durchrauschen können anstatt wehmütig Ziele von unserer Reiseroute streichen zu müssen.

Mittendurch über die F35

Bedeutet: 2-3 Tage Piste fahren, mehr oder weniger schnell, landschaftliche Einöde und dann nicht mal auf Bergtour gehen (können), weil man ja weiter „muss“. Daher fiel diese Möglichkeit bei uns raus.

Packliste

Die Formatierung gibt die Tragehäufigkeit wieder. kursiv = kaum getragen, aber dennoch gut zu haben, Fett = unverzichtbar.

  • 1)     Wasserabweisende äußere Schicht, d.h.
    • a.      Goretex-Bergschuhe
    • b.      Regenhose
    • c.      Regenjacke mit Kapuze (als Windschutz)* Einen Regenschirm kann man sich aufgrund der Windstärken sparen, auch wenn es ein Sturmschirm ist.
    • d.      Goretex-Mütze
  • 2)     Wärmende mittlere Schicht, d.h.
    • a.      Softfleecejacke mit Kapuze (als Windschutz)
    • b.      Softshell-Hose (tagsüber) und Trekkinghose („saubere“ Hose für die Hütte/Hotel)
    • c.      Lange Handschuhe (ja, auch im Sommer! Der isländische Sommer ist nicht zu vergleichen. Ggf. mit Touch-Finger, je nachdem, mit was Du fotografierst.)
  • 3)     Wärmende innere Schicht, d.h.
    • a.      Fleece-Langarmshirt, 2x
    • b.      Thermo-Leggins (fürs Kajaking in der Gletscherlagune; wer nicht kajaken geht, kann das Teil zuhause lassen)
  • 4)     Innere Schicht, d.h.
    • a.      Tank top
    • b.      Merino tank top
    • c.      Unterwäsche
    • d.      Merino-Socken, Monster-Thermo-XL-Socken
    • e.      “normale” Socken
  • 5)     Sonnenbrille (evtl. eine selbsttönende, Lichtverhältnisse wechseln ständig)
  • 6)     Sonnencreme
  • 7)     Lippenschutz (bei Wind, Nässe, Kälte)
  • 8)     Gesichtscreme (bei Wind, Nässe, Kälte)
    Ausrüstung
  • a)     Monokular/Fernglas
  • b)     Handy, USB-Ladekabel, Netzstecker
  • c)      Speicherkarten
  • d)     Zip-Bags (für Lunch-Pakete und zum Schutz von Ausrüstungsgegenständen)
  • e)     Offline-Karten
  • f)      Straßenkarte
  • g)     GPX-Daten für Wanderungen…
  • h)     Taschenmesser
  • i)      Tagesrucksack